Ende 2021 wurde das Projekt «Weidefleisch & Klima» lanciert. Ziel ist, die Umweltleistung von Mutterkuhbetrieben messbar zu machen. Da sich diese Messungen mit verschiedenen Tools durchführen lassen, haben wir drei Tools verglichen, um das beste auszuwählen:
- Cool Farm Tool (CFT), Cool Farm Alliance (Grossbritanien)
- World Climate Farm Tool (WCFT), Carbon Standards International (Frick CH)
- CAP'2ER, Idele (Frankreich)
2022 wurden die elf Betriebe des Vorstands von Mutterkuh Schweiz mit den drei Tools und weitere 30 mit dem WCFT-Tool von Carbon Standards International (CSI) analysiert. Aus diesem ersten Schritt geht klar hervor, dass es auf mehr ankommt als nur auf das Tool, nämlich auf die Verbindung mit bestehenden Datenbanken, die internationale Akzeptanz und die Breite der Ergebnisse.
Mutterkuh Schweiz hat deshalb beschlossen, sich auf das Tool von CSI zu konzentrieren. Dieses bringt den grossen Vorteil mit sich, dass es für Bio-Betriebe mit der Intact-Datenbank verknüpft ist, in der sich viele Daten befinden, die für die Berechnung der Bilanz benötigt werden und die direkt in das Tool importiert werden können.
Aus diesem ersten Schritt ergaben sich ausserdem folgende Ergebnisse:
- Etwa 80% der Treibhausgasemissionen (THG) (CO2eq) stammen aus dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf: Verdauung von Wiederkäuern und betriebseigene Hofdünger (Mist, Gülle).
- Aufgrund des hohen Futtermittelanteils der Betriebe (96% Gras) und des hohen Weideanteils sind weniger als 20% der Emissionen fossilen Ursprungs: Futtermittel, Brennstoffe/Kraftstoffe, Handelsdünger oder Humusverlust.
- Weidehaltung ist äusserst energieeffizient und ermöglicht die Produktion von hochwertigem Fleisch mit einem Minimum an fossilen Emissionen.
Im zweiten Projektjahr 2023 wurden 42 weitere Betriebe von CSI mit dem Tool World Climate Farm Tool analysiert. Die Ergebnisse bestätigen die Ergebnisse des ersten Projektjahrs.
Umweltbilanz
In einer Umweltbilanz werden einerseits die Treibhausgasemissionen und andererseits die Kohlenstoffspeicherung gemessen.
Emissionen
Es wird zwischen drei verschiedenen Emissionsstufen unterschieden, die wie folgt bezeichnet werden:
Scope 1 – direkte Emissionen:
direkt im Betrieb anfallende Emissionen (Tierhaltung, Hofdüngerlagerung, Brenn- und Treibstoffverbrauch)
Scope 2 – indirekte Emissionen:
Emissionen, die aus der verwendeten Energie entstehen (Strom-/Wärmeproduktion und Strom-/Wärmeverbrauch)
Scope 3 – andere indirekte Emissionen:
Emissionen (ohne Energie) aus betrieblichen Tätigkeiten (zugekaufte Futtermittel, Folien für Silo, Mineraldünger, Pflanzenschutzmittel)
Kohlenstoffspeicherung
Unterschieden wird zwischen kurzfristig (20 bis 50 Jahre) und langfristig (100 Jahre oder länger) gespeichertem Kohlenstoff.
- Kurzfristige Speicherung: wachsende Biomasse (Wälder, Bäume, Hecken) und Erhöhung des Humusgehalts des Bodens
- Langfristige Speicherung: Verwendung von Pflanzenkohle (im Boden, Futter oder vermischt mit Hofdünger)
Aktuelle Bilanz
Die Ergebnisse am Ende des zweiten Projektjahrs haben ermöglicht, unser Wissen über die Herkunft und Verteilung der Treibhausgasemissionen auf die einzelnen Betriebe zu vertiefen.
Emissionstabelle
Scope 1: Direkte Emissionen |
93,9% |
Treibstoffverbrauch |
7% |
Methanemissionen durch Tierverdauung |
62% |
Gülle |
27% |
Mist |
4% |
Scope 2: Indirekte Emissionen |
2,8% |
Verbrauch von Elektrizität |
100% |
Scope 3: Andere indirekte Emissionen |
3,3% |
Indirekte nicht landwirtschaftliche Emissionen |
1% |
Kunststoffe im Feldeinsatz |
20% |
Mineraldünger |
44% |
Saatgut, Einstreu, Mulch, Futter |
35% |
Bei der Kohlenstoffspeicherung überwiegt die kurzfristige Speicherung, die hauptsächlich in der wachsenden Biomasse stattfindet, das heisst in allen Teilen der Pflanzen, die Kohlenstoff für ihr Wachstum benötigen.
Kurzfristige CO2-Senke |
99,6% |
Wachsende Biomasse |
91% |
Entwicklung von Humus |
9% |
Langfristige CO2-Senken |
0,4% |
Biochar CO2-Senke |
100% |
Fortgang des Projekts
Die Berechnung der Umweltbilanz ist der erste Schritt im Prozess der Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Denn sobald die Emissionsquellen identifiziert sind, wird festgelegt, welche Massnahmen zur Verringerung der Emissionen ergriffen werden können. Nachfolgend einige Beispiele:
- Tiere: Erstkalbealter reduzieren, Anzahl Remonten reduzieren, Fruchtbarkeit (ein Kalb pro Kuh und Jahr), Schlachtgewicht der Kälber erhöhen, Nutzungsdauer der Kühe verlängern, Hofdünger zu Biogas vergären.
- Energie: Erzeugung erneuerbarer Energie (Solaranlage, Biogas), Treibstoffverbrauch senken.
- Mineraldünger: Die Menge des zugeführten Stickstoffs und Phosphors anpassen.
Das WCFT-Tool von CSI befindet sich noch in der Entwicklung, und die für das Jahr 2024 geplanten Updates sind vielversprechend. Ab der zweiten Jahreshälfte sollte es möglich sein, Szenarien unter Einbezug von THG-Minderungsmassnahmen zu berechnen. Diese Szenarien ermöglichen es der Betriebsleiterin/dem Betriebsleiter, fundierte Entscheide zu fällen.
Der Vorstand von Mutterkuh Schweiz hat selbstverständlich beschlossen, das Projekt «Weidefleisch & Klima» weiterzuführen und Carbon Standards International zu beauftragen, bis 2027 die Bilanz der Natura-Beef produzierenden Bio Knospe-Betriebe zu berechnen.
Es sei darauf hingewiesen, dass die Wahl in erster Linie auf Bio Knospe-Betriebe fiel, da das Tool einen einfachen Import der meisten für die Berechnung der Umweltbilanz der Bio-Betriebe notwendigen Informationen ermöglicht.