Remo Burch und Familie, Ramersberg, OW

«Natura-Beef» hält Einzug im Spitzensport
Franziska Schawalder – Mit einem einjährigen Sponsoring-Vertrag mit dem Biathleten Remo Burch aus Ramersberg / OW betritt Mutterkuh Schweiz Neuland. Wir haben den Naturburschen zuhause auf dem elterlichen Hof Chilchschwand und der Alp Gugel, die von seinen Grosseltern betreut wird, besucht. Nebst dem Spitzensport verbringt der junge Athlet seine Zeit am liebsten zuhause auf dem Betrieb – beim Heuen, Holzen oder bei den Tieren.
Remo Burch hat einen sehr vollen Terminkalender und so freut es mich umso mehr, dass er Mitte Juli Zeit findet, mir seine beiden Leidenschaften – Biathlon und Landwirtschaft – näher zu bringen. Ersteres geniesst im Moment Priorität. «Das tägliche Training fällt ihm nicht schwer, ausser wir haben auf dem Hof sehr viel zu tun», schmunzelt Mutter Conni. Der 20-Jährige zeigt mir stolz den stotzigen Öko-Hang, den er am Vortag gemäht hat: «Das darf durchaus auch mal als Trainingseinheit mitgerechnet werden.»
Der Obwaldner empfängt mich am besagten Morgen kurz unterhalb des Glaubenbergpasses auf Luzerner Kantonsgebiet, wo ich mit dem Postauto ankomme. Die Alp Gugel, die im Entlebucher Biosphärenreservat liegt, hat ursprünglich dem Ur-Urgrossvater von Remo gehört. Heute hat die Familie Burch Vorpachtrecht. Die Hütte liegt auf rund 1450 m ü. M. Das zirka 33 Hektare grosse Alpgebiet, wovon nicht alles Weidegebiet ist, erstreckt sich von rund 1300 bis 1700 m ü. M. und grenzt an den Schiessplatz Glaubenberg. An diesem Tag wird nicht geschossen. Im Gegenteil: Das Einzige, was hier die Alpenstille untermalt, sind die Kuhglocken. Apropos schiessen: Remo betont mehrere Male, dass er als Biathlet keine Waffe, sondern ein Gewehr besitze,

bei dem es sich ausschliesslich um ein Sportgerät handle. Jährlich gibt er für Training und Wettkampf zwischen 8000 bis 9000 Schuss ab. Während den rund 15 Minuten, die wir vom Parkplatz zu Fuss rauf zur Alp benötigen, erfahre ich einiges aus der mir unbekannten Welt des Biathlons. Was ich an diesem Sport wirklich bewundere, ist die Kombination aus Langlauf und Schiessen bzw. Ausdauer- und Konzentrationssport. Wie schafft man es, nach einem anstrengenden Ausdauerteil den Puls so schnell runterzukriegen, dass man sich am Schiessstand liegend oder stehend voll auf die 50 Meter entfernte Zielscheibe – Durchmesser 4.5 Zentimeter liegend und 11.5 Zentimeter stehend – konzentrieren kann? «Indem man rechtzeitig etwas Tempo rausnimmt und natürlich mit viel Übung und Training», weiss der Obwaldner Nachwuchssportler aus Erfahrung.
In sportlicher Familie aufgewachsen
Nach etwa der Hälfte unseres Aufstiegs passieren wir ein wunderschönes Drehkreuz aus hellem Holz, das Grossvater Hansruedy mit einer Astgabel angefertigt hat. Diese Leidenschaft, im Wald nach speziellen natürlichen Holzkonstruktionen Ausschau zu halten, hat Remo von seinem «Vati» übernommen. Fürs Schnitzen, das Hansruedy auch mit grosser Leidenschaft betreibt, fehlt ihm aktuell die Zeit. Oben angekommen, werden wir von Grosi Dorli und Vati Hansruedy herzlich empfangen. Es gibt etwas zu trinken und zu essen, bevor wir die Herde – bestehend aus Tiroler Grauvieh, F1 - und einigen wenigen fremden Tieren – besuchen. Knapp die Hälfte der Burch-Herde verbringt den Sommer auf der
Alp, der Rest bleibt zuhause auf dem Bergbauernhof von Oli und Conni Burch, den Eltern von Remo. Die Tiere zeigen keine Scheu, sie sind den Umgang mit Menschen gewöhnt. Hansruedy bietet den Kühen und Rindern nicht nur einen tadellos sauberen Stall, er würde auch sonst alles tun für seine Vierbeiner: «Wenn es den Kühen gut geht, geht es mir auch gut.» Er ist denn auch der Meinung, dass man von einem guten Alpsommer reden könne, wenn die Tiere wohl genährt und der Älpler mit einem flachen Bauch ins Tal zurückkehren. Wobei hier anzumerken ist, dass Hansruedy der Figur wegen gut und gerne im Tal bleiben könnte. Kein Wunder – Remos ganze Familie, von den Grosseltern über die Eltern bis zu den Kindern, ist sehr sportlich. Der bald 70jährige «Vati» ist im Sommer am Wandern und im Winter auf den Tourenskis unterwegs. Auch Grosi Dorli hält sich mit ihren 68 Jahren mit Wandern, Aquafit und Schwimmen fit. Die beiden sind stolz auf Remo und freuen sich jedes Mal, wenn er Zeit findet, sie auf der Alp zu besuchen: «Remo ist unser ältestes von insgesamt neun Grosskindern. Mit seiner ruhigen und bescheidenen Art bringt er gute Voraussetzungen für den Leistungssport mit.»
Kombination aus Vollgas «secklen» und ruhiger Hand beim Schiessen
Wer es im Biathlon an die Spitze schaffen möchte, muss tatsächlich sehr viel investieren. Im Sommer trainiert Remo mindestens zwei Wochen im Monat mit einer achtköpfigen Trainingsgruppe und drei Trainerinnen und Trainern von Swiss Ski. Die anderen beiden Wochen hält er sich zuhause an seinen Trainingsplan, der aufgeteilt ist in intensive Wochen (15 bis 20 Stunden Training) und sogenannte Ruhewochen (rund 9 Stunden Training). So ist der junge Mann, der dem Skiclub Schwendi-Langis angehört, aktuell nicht nur auf seinen Rollskiern (klassisch und Skating), seinem Rennvelo oder mit seinen Joggingschuhen unterwegs, sondern auch regelmässig in der clubeigenen Biathlonanlage Pfedli in Giswil anzutreffen. «Am Biathlonsport gefällt mir vor allem diese Kombination aus Vollgas "secklen" und ruhiger Hand beim Schiessen», erklärt Remo seine Faszination. Angefangen hat es mit einem Kinderanimations-Kurs für
Langlauf. Mutter Conni hat ihn als kleinen Knirps angemeldet, nachdem er vermehrt mit kleinen Plastikskiern auf dem Hofgelände unterwegs war und den erfolgreichen Dario Cologna nachahmte. «Am letzten Tag des Kurses war Biathlon angesagt. Seither hat mich der Sport nicht mehr losgelassen», lacht der junge KV-Absolvent, der im Juni seine Lehre an der Schweizerischen Sportmittelschule in Engelberg abgeschlossen hat. Dazu gehörte auch ein Praktikum, das er im Alpenresort Eienwäldli in Engelberg absolvierte. «Während dieser Zeit hatte ich weniger Zeit zum Trainieren, was sich in der letzten Saison leider auch in den Resultaten gezeigt hat», bedauert er. Die Saison davor – 2023 / 2024 – warf ihn eine starke Grippe kurzzeitig aus der Bahn. Allerdings erholte er sich recht schnell und stieg aufgrund verschiedener guter Resultate und ersten Plätzen an der Schweizermeisterschaft ins Swiss Ski C-Kader auf. Im Biathlon steht die Gesundheit an allererster Stelle: «Wer erkältet ist, sollte weder trainieren noch an Wettkämpfen teilnehmen – zur Förderung der raschen Genesung und zur Verhinderung langfristiger Folgen», erklärt Remo. Aus diesem Grund verzichtet der 20-Jährige, der im Winter selten zuhause ist, auf Vieles, was bei Gleichaltrigen in diesem Alter an erster Stelle steht. «Am Ende der Saison kann ich dann auch mal in den Ausgang. Meist bin ich als Chauffeur dabei», schmunzelt er, der so gut wie nie Alkohol trinkt.
Das Tiroler Grauvieh hat es Familie Burch angetan
Seine freie Zeit verbringt Remo am liebsten bei seiner Familie auf dem Bergbauernhof Chilchschwand in Ramersberg, das zur Gemeinde Sarnen gehört. 1979 stellten Hansruedy und Dorli den damaligen Alp- auf einen Ganzjahresbetrieb um. Insgesamt bewirtschaften Oli und Conni, die den Hof 2006 übernommen und 2011 auf Mutterkuhhaltung umgestellt haben, 19 Hektaren (davon zwei Hektaren Wald) und besitzen eine Herde mit rund 45 Tieren. Das Tiroler Grauvieh hat es ihnen angetan, wobei sie ihre Remonten mit künstlicher Besamung gezielt und zur Topografie passend etwas kleiner «züchten». Die Natura-Beef haben meist einen Limousin-Vater aus künstlicher Besamung.
Als Remo und ich auf dem Hof eintreffen, treibt Oli die Herde – also jene Kühe und Kälber, die im Sommer auf dem Hof bleiben – in den Stall, damit sie etwas Ruhe vor den Fliegen geniessen können. Der 45-Jährige hat als ausgebildeter Landwirt den Hof bereits mit 25 Jahren von Hansruedy und Dorli übernommen: «Mein Vater hat immer gesagt, dass er mit 50 Jahren den Hof übergeben werde und noch was anderes machen möchte. Für mich hat das gestimmt.» Conni (46 Jahre) hat das KV absolviert und später mit drei kleinen Kindern den Fachausweis zur Bäuerin absolviert. Oli und Conni waren und sind zwei Dinge sehr wichtig: Zum einen füttern sie ihren Mutterkühen und Kälbern nur Futter (Gras, Heu und Silage), das sie auf dem eigenen Betrieb produzieren, und zum anderen möchten sie nicht auswärts arbeiten. Abgesehen vom Winterdienst in Ramersberg, für den Oli verantwortlich ist, gelingt ihnen das gut. Agrotourismus sei
Dank: Sie vermieten ganzjährig eine einfache, ursprüngliche Alphütte, die gleich beim Hof liegt. Und seit Juli 2024 zusätzlich ein Maiensäss, das rund 200 Meter vom Betrieb entfernt ist. «Die zahlreichen Buchungen zeigen uns, dass wir damit wohl den Nerv der heutigen Zeit getroffen haben», erklärt Conni, die sich mit Herzblut um diesen Betriebszweig kümmert. Viele Leute suchen wieder das Einfache: Wasser vom Brunnen, auf dem Holzherd kochen und kein Fernsehen. Für Familie Burch sorgen die Touristen für Abwechslung und hin und wieder helfen sie auch tatkräftig mit. Oft sind es Eltern oder Grosseltern, die ihren Kindern bzw. Grosskindern zeigen möchten, wie man früher gelebt hat. Zudem kann das eine oder andere Vorurteil abgebaut werden. So kam es schon mal vor, dass eine Veganerin Eier kaufte, weil sie sich mit der Hühnerhaltung auf dem Hof anfreunden konnte. «Der Agrotourismus bietet eine einmalige Chance, mit den Konsumentinnen und Konsumenten ins Gespräch zu kommen, Zusammenhänge aufzuzeigen und auf die Herausforderungen der Landwirtschaft aufmerksam zu machen», erklärt Oli.
Mentale Stärke dank familiärem Zusammenhalt und viel Eigenverantwortung
Sport wird in der Familie Burch grossgeschrieben. «Remo ist ein Motivator. Seit er so viel Sport treibt, sind auch wir wieder aktiver», schmunzelt Conni. Unter aktiver versteht die Familie, dass sie alle regelmässig auf Langlaufskiern stehen, zum Teil auch Biathlon betreiben, Velo fahren, wandern etc. Zudem ist Oli als Trainer im SC Schwendi-Langis tätig und absolviert noch Bergläufe. Hätte er mehr Zeit, würde er gerne öfters Bergsteigen. So zeigt er auf das gut sichtbare Wetterhorn, das er letztes Jahr mit einem Kollegen bestiegen hat. Julia ist 18 Jahre alt und absolviert eine Lehre als FaBe in einer Kita in Sarnen. Lange Zeit träumte sie davon, ihre Zelte so schnell als möglich in ihrem Traumland Norwegen aufzuschlagen. Aktuell hat es ihr aber auch der Kanton Uri angetan, wo sie gute Freundschaften geschlossen hat und gerne Zeit verbringt. Der 16-jährige Nico startet nach den Sommerferien mit seiner Lehre als Landwirt und strahlt übers ganze Gesicht, wenn er von seinen drei zukünftigen Lehrbetrieben erzählt. Auch Remo könnte sich gut vorstellen – wie auch immer seine Karriere verlaufen wird – in Zukunft in der Landwirtschaft tätig zu sein Je mehr Zeit ich mit Remo und seinen Familienangehörigen verbringe, desto mehr verstehe ich, wie seine mentale Stärke, für die er auch im Sport bekannt ist, zu erklären ist. Er ist in einem familiären Umfeld aufgewachsen, das ihn unterstützt und trägt. Zugleich hat er aber von Beginn
weg viel Verantwortung für sich und seinen Weg übernommen. So können beispielsweise seine Eltern aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht an jedes Rennen reisen. Ein weiteres Beispiel ist sein Gewehr, das er von einem Kollegen übernommen hat. Es passt sehr gut zu ihm, aber halt nicht Millimetergenau, weil eine Spezialanfertigung einfach sehr viel Geld kostet. Mit seinen Sponsoring-Verträgen, der Sporthilfe, Stiftungsgeldern etc., für die er sich selbst einsetzt, kann er aktuell seine Kosten decken. Mit Arbeiten auf dem Hof kann er sich etwas dazuverdienen. Sollte er den Einzug in die Spitzensport-Rekrutenschule schaffen, erhält er einen Sold. Die Bewerbung ist am Laufen. Was das Sponsoring durch Mutterkuh Schweiz angeht, ist Remo aktiv auf uns zugekommen. Als Spitzensportler verfolgt er zwar keinen strikten Ernährungsplan, ist aber der Meinung, dass Fleisch als Protein- und Eisenlieferant sehr wichtig ist und Mutterkuh Schweiz als Sponsor sehr gut zu seinem Sport passt. «Am liebsten habe ich natürlich unser eigenes Fleisch. Wir schlachten ein bis zwei Tiere pro Jahr, den Rest liefern wir als Natura-Beef in den Kanal», erklärt er. Mutterkuh Schweiz tritt für ein Jahr als Kopfsponsor mit dem Logo «Natura-Beef» auf. Das heisst, dass Remo das Logo gut sichtbar auf Mütze, Kappe und Stirnband trägt, wann immer er ein Rennen, ein Training oder einen öffentlichen Auftritt bestreitet. Plus steht er uns für einzelne Auftritte zur Verfügung und postet auf seinem Instagram-Kanal ab und zu etwas zum Thema Natura-Beef.
Nach einem Tag mit Remo Burch bin ich motiviert, die Tourenskis für einmal mit den Langlaufskiern zu tauschen. Auch werde ich den Biathlon-Sport, der in der Schweiz dank der diesjährigen WM auf der Lenzerheide mehr Aufmerksamkeit geniesst als je zuvor, in Zukunft aktiver mitverfolgen und mich freuen, wenn das Logo «Natura-Beef» auf Remos Mütze oder Stirnband für Aufmerksamkeit sorgen wird.