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Gesundheit

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Beobachtung der Kälbergesundheit

Die Gesundheit der Kälber ist ein zentraler Faktor für die Natura-Veal-Produktion. Je gesünder die Tiere sind, desto besser sind Zunahmen und Entwicklung. Daher müssen Produzentinnen und Produzenten ihre Tiere sorgfältig beobachten. Die adäquate Kolostrumversorgung ist die mit Abstand wichtigste Massnahme zur Immunprophylaxe junger Kälber.

Die Gesundheit der Kälber ist kurz nach der Geburt am anfälligsten, da die Kälber ohne eigenes Immunsystem geboren werden und somit anfänglich vollständig auf die mütterlichen Antikörper aus dem Kolostrum (Biestmilch) angewiesen sind. Ab der Geburt infiziert sich das neugeborene Kalb über Nase, Maul und Nabel unweigerlich mit zahllosen, in der Umwelt vorkommenden, apathogenen (nicht krankmachenden) sowie pathogenen (krankmachenden) Erregern. Auftretenswahrscheinlichkeit, Dauer und Schweregrad von Erkrankungen neugeborener Kälber hängen wesentlich von der Abwehrbereitschaft des Kalbes gegenüber diesen Infektionserregern ab. Den einzigen - und vor allem schnellsten - Schutz bieten kolostrale Antikörper (also Abwehrstoffe aus der Biestmilch), siehe auch Punkt 4.3. Zusätzlich ist das Kolostrum aber auch wichtig für die Energieversorgung des Kalbes und es enthält zudem hohe Konzentrationen an Mengen- und Spurenelementen, Vitaminen und Hormonen und wirkt abführend. Nebst einer guten Kolostrumversorgung muss in den Abkalbebereichen ein hoher Hygienestandard (Streu, Luft, Wasser usw.) eingehalten werden, um die Gesundheit der Kälber zu schützen.

Häufigste Krankheiten

  1. Durchfall

Durchfallerkrankungen gehören bei Kälbern innerhalb der ersten drei Lebenswochen zu den häufigsten und verlustreichsten Bestandesproblemen. Es kann sich dabei um Erreger-bedingten oder um Fütterungs-bedingten Durchfall handeln. Nebst infektiösen Erregern können aber auch Haltungsmängel und Management- bzw. Fütterungsfehler zu Durchfall führen. Insbesondere die Verfütterung von grossen Anteilen Grassilage in der Ration der Mutterkühe um den Zeitpunkt der Geburt, scheint erfahrungsgemäss einen negativen Einfluss auf die Darmgesundheit der neugeborenen Kälber zu haben

  1. Atemwegserkrankungen

Die enzootische Bronchopneumonie („Kälbergrippe“) ist eine Faktorenkrankheit. Das bedeutet unter anderem, dass es unmöglich ist, die Krankheit durch eine einzelne Massnahme sicher zu verhindern. Die Lunge von Kälbern ist allgemein sehr anfällig für Erreger aller Art, da sie noch unreif ist. Oft fungieren Viren als Wegbereiter und schädigen die Lunge. Kommen schlechte Stallklimabedingungen dazu, wird das Auftreten von durch Bakterien ausgelöste heftige Lungenentzündungen noch zusätzlich begünstigt.

  1. Nabelerkrankungen

Der feuchte, blutige Nabel des Neugeborenen bietet Umweltkeimen einen optimalen Nährboden. Entzündungen können dort schnell entstehen. Je schlechter der Nabel abtrocknet und je mehr geronnenes Blut daran klebt, desto grösser ist das Risiko einer Nabelentzündung – ungefähr 5% aller Kälber sind davon betroffen. Der Nabel kann nach der Geburt vorbeugend mit Iod-Lösung besprüht werden.

Empfehlungen, um Krankheiten zu vermeiden

  • Kolostrumversorgung: Ziel ist es, dass möglichst jedes Kalb innerhalb der ersten 12 Lebensstunden 4 Liter Kolostrum aufgenommen hat.
  • Hygiene: Die Minimierung des Infektionsdrucks in der Umgebung des Neugeborenen hat zentrale Bedeutung insbesondere für die Vermeidung von Durchfallerkrankungen.  Eine Verminderung der Keimbelastung in der Umgebung des Kalbes kann durch Misten, Reinigen und Desinfizieren erfolgen
  • Klimabedingungen im Kälberschlupf: Kleine Kälber haben ihr Temperatur-Optimum bei 15-25° C, wohingegen Kühe am liebsten 0-15° C haben. Erst ab einem Körpergewicht von ca. 180-200kg ist ein Kalb in der Lage, im Pansen genug Wärme zu produzieren, um die Körpertemperatur auch bei kalten Temperaturen zu erhalten
  • Impfungen
    • Mutterschutzimpfung gegen Durchfallerreger (Rota-, Coronaviren, coli
    • Impfung der Kälber gegen Atemwegserkrankungen
  • Versorgung mit Vitaminen und Spurenelementen

Zusatzkälber

Der Betriebswechsel und die Gewöhnung an die betriebseigene Pathogene können für die Zusatzkälber eine kritische Phase sein. Deshalb müssen sie entweder direkt nach der Geburt integriert werden und das Kolostrum des Betriebs erhalten oder mit 4 bis 6 Wochen (nicht über 8 Wochen), damit sie vor dem Wechsel ihre Abwehrkräfte auf ihrem Geburtsbetrieb aufbauen können. Es ist vorteilhaft, die Zusatzkälber direkt vom Landwirt (nach Möglichkeit nicht über den Handel) und regelmässig von den gleichen Betrieben zu beziehen.

2019 trat Mutterkuh Schweiz dem Schweizer Kälbergesundheitsdienst (KGD) bei. Ab Juni 2023 wird der KGD in den Rindergesundheit Schweiz (RGS) integriert. Die Mitglieder unserer Organisation können im Jahr 2023 RGS zum Vorzugspreis beitreten. Wir empfehlen unseren Produzenten, welche Schwierigkeiten mit der Kälbergesundheit haben, mit dieser Beratungsorganisation Kontakt aufzunehmen (https://www.rgs-ntgs.ch)


Weitere Informationen finden Sie im Kapitel „Gesundheit“ unter „Dokumente“ oder laden Sie die ganze Broschüre herunter. 

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